Zum Projekt
Der zwischen 1919 und 1933 an der Universität Hamburg lehrende Philosoph Ernst Cassirer (1874-1945) stand mit einem ungewöhnlich großen Bekanntenkreis in schrifltichem Kontakt. Sein Briefwechsel enthält u.a. Briefe von und an Anthropologen, Geschichts- und Literaturwissenschaftler, Küstler, Kunsthistoriker, Mathematiker, Mediziner, Musiker, Naturwissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen, Psychologen, Schriftsteller und Sprachwissenschaftler. Er war Gesprächspartner von Vertretern gegensätzlicher Denkrichtungen in der Philosophie: von Moritz Schlick und Rudolf Carnap auf der einen Seite, von Edmund Husserl und Martin Heidegger auf der anderen.
John Michael Krois, der Herausgeber des 2009 im Meiner Verlag erschienenen "Ausgewählten wissenschaftlichen Briefwechsels", sammelte den Briefwechsel Cassirers - meist in Form von Kopien - über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren. Im Zuge der entstandenen Auswahledition waren diese gesammelten Kopien des Briefwechsels für kurze Zeit in Hamburg. Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg hat in Kooperation mit dem Meiner Verlag die Zeit genutzt, um diese Kopien, die von technisch sehr heterogener Qualität sind, zu digitalisieren, mit Metadaten versehen in einer Datenbank zu vereinigen und auf diese Weise der Forschung zur Verfügung zu stellen.
Der vorliegende Briefwechsel ist lückenhaft. Trotz intensiver Korrespondenz des Herausgebers mit zahlreichen Archiven und verschiedener Zeitungsannoncen in den USA, Frankreich, Deutschland und Österreich muss jedoch davon ausgegangen werden, dass insbesondere die Briefe, die in privaten Sammlungen erhalten sind, bislang nicht vollständig aufgefunden werden konnten. Es ist anzunehmen, dass viele Korrespondenzen mit jüdischen Persönlichkeiten wie etwa Joseph Carlebach (1883-1942) mit denen Cassirer in Kontakt stand, in der Zeit des Nationalsozialismus vernichtet wurden. Die Präsentation von Briefsammlungen, insbesondere Briefsammlungen von Personen, die, wie Ernst Cassirer, einen Teil ihres Lebens im Exil verbringen und ihren Aufenthaltsort vielfach wechseln mussten, ist als work in progress zu begreifen und kaum jemals abzuschließen.
Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg dankt allen verwahrenden Institutionen, die ihr Einverständnis zur Publikation der etwa 1.400 Dokumente gegeben haben. Wenn diese Erlaubnis nicht erteilt wurde, ist das betreffende Dokument zwar bibliographisch beschrieben und als Datensatz erfasst, jedoch an Stelle der Dokumentabbildung mit einem Foto Ernst Cassirers als Platzhalter und weiterführenden Informationen versehen worden. Die in diesem Kontext größte Sammlung von Briefen von, an und über Cassirer wird im Archiv des Londoner Warburg Institute verwahrt.
KontaktInhalt: Dr. Mark Emanuel Amtstätter (mark.emanuel.amtstaetter@sub.uni-hamburg.de)
Technische Umsetzung: Kerstin Wendt (kerstin.wendt@sub.uni-hamburg.de)